Mich hatte es wieder einmal in die O'Reilly Abteilung verschlagen und als erstes stach mir da
dieses Scrum Buch in die Augen. Mein erster Gedanke war: "Das sicherlich nicht!" Der Grund dafür ist,
dass ich in meinem Studium Software-Engineering Paradigmen zu theoretisch gefunden und keinen
Mehrwert für meine Arbeit darin gesehen habe. Mein Programmieransatz war eigentlich, die Aufgabenstellungen,
die ich erhalten habe, immer so schnell und gut wie
möglich umzusetzen. Damit bin ich auch lange gut gefahren. Alle anderen Aufgaben habe ich lange nur als
Hinderung an der eigentlichen Arbeit angesehen.
Doch dann sah ich die anderen Bücher, die hauptsächlich über Programmiersprachen oder andere technische
Finessen berichteten. Da ich für die Aufgaben, die ich derzeit erfüllen will und soll, alle technischen Kenntnisse habe,
und auch gerade kein Projekt mit einer neuen Technologie ansteht, begann ich in diesem Scrum-Buch zu blättern.
Den letzten Anstoß dafür gab es dann, als ich darüber nachdachte, wie meine privaten Projekte, bei denen ich der
"Auftraggeber" bin, derzeit dahin plätschern. Daher wollte ich mir aus diesem Buch Anregungen holen, wie ich diese
Projekte wieder aktiver in Angriff nehmen könnte und dann auch über einen längeren Zeitraum dranbleiben würde.
In diesem Buch werden die Werte, die Techniken, die Rollen und die Dokumente (Artefakte) des
Projektmanagement-Frameworks Scrum vorgestellt.
Nach einer kurzen Einführung werden zunächst die Scrum-Werte näher beleuchtet:
Diese Grundwerte sollten eigentlich bei jedem Projekt selbstverständlich sein und bilden die Grundlage
für das erfolgreiche Ausführen von Software-Entwicklungen. Allerdings habe ich mit Erschrecken
festgestellt, was hier in meinem Arbeitsumfeld aber auch bei meinen privaten Projekten oft fehlt. Und interessanterweise
scheint immer jener Wert am wichtigsten zu sein, der im Projekt nicht eingehalten wird. Aber in Wirklichkeit sind alle
gleich wichtig und müssen gleich stark gelebt werden.
Danach wird die eigentliche Scrum Arbeitsweise genau erörtert. An dieser sind die folgenden Rollen beteiligt:
Folgende Artefakte sind in den Prozess involviert:
Der Scrum-Prozess versucht das Produkt zu realisieren, in dem Anforderungen des Product Backlogs in Sprints implementiert werden.
Für ein Scrum Team hat ein Sprint immer die selbe Länge. (Ein Sprint sollte dabei 1-4 Wochen lang sein. Davon abhängig sind auch
die Längen der Meetings, die jeweils eine fixe "Timebox" aufweisen sollten.)
Bei einem Sprint werden folgende Dinge durchgeführt:
Des weiteren wird im Buch noch die Produktvision angesprochen, wobei der Product Owner eine Motivation für das Produkt und
eine grobe Produktbeschreibung abgibt. Damit sollten alle Beteiligten für das Produkt begeistert werden. Die Vision vom
Produkt sollte aber auch omnipräsent sein (Flipchart, Aufkleber, Mauspad, ...), damit man das eigentliche Ziel
nie aus den Augen verliert.
Außerdem wird das Estimation Meeting beschrieben, in dem der Product Owner das Entwickler-Team um Aufwandsschätzungen für
zukünftige Anforderungen bittet. Diese Anforderungen sind zwar schon im Product Backlog, sind aber noch nicht genau genug
für eine Umsetzung beschrieben.
Im abschließenden Kapitel werden Tipps für das Arbeiten mit Scrum in der Praxis beschrieben. Die wichtigste Botschaft dabei
war: "Nütze die Retrospektive!" Sie ist das Mittel, um den Arbeitsprozess zu verbessern, Hindernisse aus dem Weg zu räumen
und die Umsetzung des Produkts zu optimieren.
Das Buch ist gut geschrieben und nicht zu theoretisch. Man kann damit auch sehr gut arbeiten, wenn man nur bestimmte Details
vertiefen will. Der Anhang bietet einen Index mit den wichtigsten Begriffen, die daraufhin kurz beschrieben werden. Um diese
Themen vertiefen zu können, gibt es Seitenangaben, wo man Details nachlesen kann.
Meine Erfahrungen in der IT und die Anregungen des
Buchs decken sich größtenteils. Es gibt für mich viele Anregungen, die ich in meine Arbeitsweise einfließen lassen kann.
Ich werde wahrscheinlich niemals reines Scrum in meinem Arbeitsumfeld haben, weil es entweder in der Firma nicht einführbar ist,
bzw. weil ich in meinen privaten Projekten alle Scrum-Rollen in Personalunion machen muss. Aber es gibt sicher einige
Dinge, die ich für meinen Arbeitsprozess nützen werde.
Außerdem haben mich einige Diskussionen darin wirklich begeistert. Hier ein paar Beispiele:
Ich finde das Buch ist eine Bereicherung für jeden, der an Software-Projekten arbeitet und nach Verbesserungen
in seiner Arbeitsweise sucht.
Scrum ist zwar recht allgemein gehalten und kann auch genutzt werden, um andere Produkte herzustellen,
ich mute mir hier aber keine Beurteilung zu, in welchen anderen Branchen dieses Konzept eingesetzt werden kann.
Der Buchtext endet nach 178 Seiten. Danach folgt ein vierseitiges Literaturverzeichnis und der oben beschriebene Index mit Kurzfassungen, der 24 Seiten umfasst.