"A film is - or should be - more like music than like fiction. It should be a progression of moods and feelings. The theme, what's behind the emotion, the meaning, all that comes later."

      Stanley Kubrick


Stanley Kubrick wurde am 26. Juli 1928 in New York im Stadtteil Bronx geboren. Mit 14 Jahren verkaufte er bereits ein Foto an die Zeitschrift "Look" und wurde mit 17 fest angestellt. Mit 21 war er ein bekannter und erfolgreicher Fotograf.

Kubrick begann bei seiner Arbeit als Fotograph sich für den Film zu interessieren und nach zwei Kurzfilmen (1949: "Der Tag des Kampfes", 1951: "Fliegende Priester") drehte er 1953 seinen ersten Kinofilm "Furcht und Begierde". 1955 folgte "Der Tiger von New York" und 1956 "Die Rechnung ging nicht auf". Bei all diesen Filmen wirkte Kubrick als Produzent, Autor, Regisseur, Kameramann und Cutter.

Die Kritiker waren begeistert von den Filmen des jungen Kubrick. Im Kino waren sie allerdings nicht sehr erfolgreich. Dennoch gab ihm Hollywood 1957 die Chance einen großen Blockbusterfilm mit Kirk Douglas in der Hauptrolle zu drehen. "Spartakus"! NEIN!!!!! Reingefallen. Es war natürlich der Antikriegsfilm "Wege zum Ruhm", der zwar nach wie vor Schwarzweiß war, Kubrick dennoch international berühmt machte. Und wie das bei ihm so üblich war gewann er für seinen ersten großen Leinwandfilm auch seinen ersten großen Preis, und zwar den Grand Prix des la Critique in Brüssel.

Aber jetzt geht es wirklich weiter mit "Spartakus". In diesem Film spielte Kirk Douglas nicht nur die Hauptrolle, sondern war auch Produzent, was ihm sozusagen die volle Kontrolle über das Projekt einbrachte. Da er mit dem ursprünglich engagierten Regisseur, Anthony Mann, schon nach drei Tagen nicht zufrieden war, holte er Stanley Kubrick ans Set. Kubrick übernahm das erste Mal die Regie in einem Film, bei dem er nicht alles selbst bestimmen durfte. Und es war auch das letzte Mal, denn immer wieder kam es zu Differenzen zwischen Douglas und Kubrick. Das Historienspektakel, das 1960 in die Kinos kam, wurde mit einem für die damaligen Verhältnisse riesigen Budget von 12 Millionen Dollar inszeniert und war ein finanzieller Erfolg.

Bei all seinen nachfolgenden Filmen hatte Kubrick wieder das Sagen. Er war bei jedem Projekt zumindest Drehbuchautor, Produzent und Regisseur. So auch 1962 bei dem Film "Lolita", nach dem Roman von Vladimir Nabokov. Kubrick wagte sich auf das Feld der Literaturverfilmung und das mit einer Romanvorlage, die für die damalige Zeit sehr gewagt war und im prüden Amerika zensiert wurde. Kubrick musste den Konventionen dieser Zeit Tribut zollen und war gezwungen seine ursprüngliche Endfassung des Filmes umzuarrangieren.

Seine nächsten Werke trugen aber weiterhin die unkonventionelle Handschrift Kubricks. Mit dem Film "Dr. Seltsam, oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" aus dem Jahr 1964 gelang ihm eine bissige Anti-Atomkriegssatire mit Peter Sellers in der Hauptrolle. "Dr. Seltsam" wurde von den Kritikern als "der couragierteste Film aller Zeiten" bejubelt.

Anschließend schrieb Stanley Kubrick mit dem Science-Fiction-Schriftsteller Arthur C. Clarke an dem Drehbuch zu "2001: Odyssee im Weltraum". Dabei bezog sich Kubrick wieder auf ein Thema das ihn schon immer beschäftigte: Die Grausamkeit des Todes. Kombiniert mit der Idee, dass es intelligentes Leben nicht nur auf dem Planeten Erde gibt, wurde die Grundlage zu dem wohl bahnbrechendsten Science-Fiction-Film aller Zeiten geschaffen. Es dauerte drei Jahre (bis 1967) um die visuellen Effekte zu realisieren. Und siehe da: Der erste Film im Weltraum bei dem alles echt aussieht. Es wurde ein neuer Standard gesetzt, an dem sich bis heute jeder Science-Fiction-Filmer messen muss.

1971 folgte Kubricks wohl umstrittenster Film. "Uhrwerk Orange" könnte man als "eine futuristische Studie über das Phänomen der Gewalt" bezeichnen. Allerdings kann man, meiner Ansicht nach, den Film nicht mit so einer kurzen Floskel beschreiben. In dieser Adaption des Romans von Anthony Burgess wird ein futuristisches London geschildert in dem gewalttätige Punks ihr Unwesen treiben. Die totalitäre Regierung versucht durch Gehirnwäsche die verkommenen Subjekte in nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu verwandeln. Mit der schonungslosen Darstellung von Sex und Gewalt provozierte Kubrick eine unglaubliche Reaktion in der Presse. Die einen bejubelten den Film als Meisterwerk, die anderen verfluchten Kubrick. Es wurde sogar prophezeit, dass "Uhrwerk Orange" nie wieder in England gezeigt werde.

Aufsehen erregte Kubrick aber auch für die Zeit, die er immer wieder für die Entwicklung seiner Projekte in Anspruch nahm. So drehte er nach "Uhrwerk Orange" aus dem Jahr 1971 nur mehr vier Filme. 1975 erschien die Adaption von William Makepeace Thackerays "Barry Lyndon". Ein Film über den Aufstieg und Fall eines Mannes im 18. Jahrhundert. Kubrick gelang es einen Film zu drehen, der den Zuschauer wirklich in die Zeit von Barry Lyndon hineinzieht. Kritisiert wurde aber auch, dass das dreistündige Werk, viel zu lang sei, um dem Kinopublikum zugemutet werden zu können.

1980 erschien "The Shining", ein auf dem Bestseller von Stephen King basierender Horrorfilm. Dabei trieb er seine Schauspieler, allen voran Jack Nicholson, fast in den Wahnsinn. So gelang es Kubrick dem Film eine unglaublich Intensität und Spannung zu verleihen. Dennoch nahmen es ihm Kritiker übel, dass er nach den vorangegangenen Literaturadaptionen, eine herkömmliche Horrorgeschichte verfilmte.

Erst 1987 kam "Full Metal Jacket" in die Kinos. Dieser Kriegsfilm zeigt seinen Hauptdarsteller sowohl in der unmenschlichen Ausbildungszeit zum Soldaten, als auch im Vietnamkrieg. Nach diesem Film wollte Kubrick das Projekt "Künstliche Intelligenz" in Angriff nehmen. Bald aber erkannte er, dass es sinnvoller wäre, noch abzuwarten, bis die digitalen Computeranimationen ihm mehr filmische Möglichkeiten eröffnen konnten. Er plante sogar, einen zweiten Regisseur für diesen Film hinzuzuziehen, da er glaubte, das Projekt nicht alleine verwirklichen zu können. Darum nahm er Kontakt mit Steven Spielberg auf.

Doch inzwischen war Kubrick drauf und dran ein weiteres Projekt zu realisieren. Inspiriert von Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" schrieb er das Drehbuch zu "Eyes Wide Shut". Nicole Kidman und Tom Cruise spielten die Hauptrollen in diesem erotischen Thriller, der sein letzter Film werden sollte. Eine Woche nach dem er die fertig geschnittene Version Warner Brothers vorgestellt hatte, starb Stanley Kubrick am 7. März 1999.

Kubrick bereute immer, dass er nicht mehr Filme drehen konnte. Doch diejenigen, die er verwirklicht hat, werden wohl nie in Vergessenheit geraten.