Einleitung

Nachdem ich mehrmals gelesen habe, dass VS Code einige Vorteile gegenüber Atom hat, vor allem bezüglich der IDE Funktionalitäten für Java beispielsweise, wollte ich diesen Editor einmal ausprobieren. Allerdings hat mich da abgeschreckt, dass von Microsoft wiederum Daten gesammelt werden. VS Codium hingegen ist eine Open Source Variante von VS Code, welche die Tracking- und Telemetrie-Funktionen ausgeschaltet hat. (Diese kann man ausführlich auf der VS Codium Seite aber auch in Wikipedia nachlesen.)

Installation

Installation auf Windows

Für Windows habe ich von der VS Codium-Seite die Datei VSCodiumSetup-x64-1.49.0.exe heruntergeladen und installiert. (Alternativ kann man auch eine der Zip-Dateien für Windows herunterladen, in einem Ordner entpacken und die Datei VSCodium.exe ausführen.)

Installation auf Linux Ubuntu

Auf Linux Ubuntu war VS Codium über das Software Center verfügbar.

Einstellungen

Einstellungen kann man unter dem Menü File / Preferences / Settings vornehmen. Dabei habe ich folgende Einstellungen gesetzt:

• Suchen nach tab size: Tabulator auf Größe 2 einstellen.
• Suchen nach Insert Spaces: Sollte angehakt sein, damit Tabs gleich durch Leerzeichen ersetzt werden.
• Suchen nach Render Whitespace: Auf all setzen, damit Leerzeichen angezeigt werden.

Einstellungen zu Shortcuts kann man unter dem Menü File / Preferences / Keyboard Shortcuts vornehmen.

Für mich war es hier zunächst nur wichtig, dass der Shortcut Strg+d die aktuelle Zeile bzw. die aktuelle Markierung dupliziert. Ich bin dabei wie folgt vorgegangen:

• Suchen nach Duplicate Selection
• Mit dem Bleistift editieren und Strg+d als Shortcut festlegen.

Diese Funktion ist für mich in VS Codium besser als bei Atom, weil sie wieder genau wie bei Notepad++ funktioniert:

• Ist der Cursor in einer Zeile, so wird die Zeile dupliziert.
• Wenn Text markiert ist, so wird dieser direkt hinter der Markierung dupliziert.

Extensions

Um die Erweiterungen für VS Codium zu verwalten, kann man auf der linken Seite auf das unterste Icon klicken. Es öffnet sich ein Extensions-Reiter, in dem man installierte Erweiterungen anzeigen kann, nach Erweiterungen suchen kann und auch deren Einstellungen mit dem dazugehörigen Zahnrad-Icon verändern kann.

Language Support for Java by Red Hat

Dieser Erweiterung ermöglicht für das Java-Programmieren einige Vorteile:

• Eine Intellisense-Funktionalität: Vorschläge für Klassen und Methoden-Namen
• Compile-Probleme und Warnings werden sofort in einem Fenster unterhalb des Editors angezeigt. (Wenn dieses Fenster nicht geöffnet ist, kann man über den Statusbar auf das X-Icon oder das Warning-Icon klicken und das Fenster erscheint.)
• Warnings (z.b. nicht verwendete Imports oder Variablen) werden im Code gelb unterwellt. Eine Glühbirne erscheint, um Lösungen für den Fehler anzubieten.
• Compile-Fehler werden im Code rot unterwellt.
• Man kann mit gedrückter Strg-Taste zu den Methoden oder Klassen Definitionen springen, wenn man mit der Maus auf sie klickt.
• Javadocs können in Tooltips angezeigt werden.
• Import-Statements können sortiert werden.
• ...

Damit diese Erweiterung funktioniert, muss allerdings der Pfad zu einem JDK mit der Version 11 oder höher angegeben werden. Dafür muss man die Einstellungen der Erweiterung über das Zahnrad-Icon und den Menüeintrag Extension Settings öffnen. Dort kann man dann nach java home suchen und unter Edit in settings.json den Wert setzen.

• Für Windows verwendete ich dabei folgenden Wert: C:\\Program Files\\AdoptOpenJDK\\jdk-11.0.9.11-hotspot (OpenJDK Versionen für Windows kann bequem von https://adoptopenjdk.net/ herunterladen.)
• Für Ubuntu Linux verwendete ich folgenden Wert: /usr/lib/jvm/java-11-openjdk-amd64
  (Allerdings hat sich für mich die Suche des richtigen Pfads unter Linux nicht so einfach gestaltet. Eine Anleitung dazu findet man hier)

Wenn man dann ein Java-Projekt als Ordner öffnet, so funktioniert die Erweiterung.

SonarLint

SonarLint ist eine freie IDE Erweiterung, die für Eclipse, IntelliJ, VS Code und ab jetzt auch für VS Codium zur Verfügung steht. (Sowohl hier als auch hier war für einige Zeit zu lesen, dass die Erweiterung für VS Codium nicht verfügbar ist. Das hat sich glücklicherweise geändert.)

Die Erweiterung zeigt Code Smells und potentielle Bugs sofort während man programmiert und bietet dabei folgende Funktionalitäten:

• Im Java-Code werden diese SonarLint-Hinweise blau unterwellt und im Übersichtsbalken auf der rechten Seite des Java-Editors als blaue Punkte dargestellt.
• Fährt man über eine solche Stelle, so wird eine Erklärung des Issues in einem Popup angezeigt.
• Klickt man in dem Popup auf den Link Quickfix so kann man diese Regel deaktivieren bzw. sich die volle Beschreibung der Regel ansehen.
• Zur Detektion dieser potentiellen Fehler gibt es ein umfangreiches Set an Regeln für jede unterstützte Sprache. Im linken Explorer Tab kann man unter dem Reiter SONARLINT RULES Regeln deaktivieren bzw. auch eine ausführliche Beschreibung der Regel nachlesen.
• Man kann nach Regeln via Key bzw. Id suchen. Dabei muss man sich leider aus dem Popup-Fenster die komplette Issue Kennung kopieren (z.B. java:S116) und dann im Explorer Reiter SONARLINT RULES auf die drei Punkte klicken und Finde rule by key auswählen. Kopiert man dann die Kennung ein, springt man zur der Regel, kann sie deaktivieren bzw. die komplette Beschreibung durchlesen.

Damit diese Erweiterung funktioniert, muss ebenfalls der Pfad zu einem JDK angegeben werden. Dafür muss man die Einstellungen der Erweiterung über das Zahnrad-Icon und den Menüeintrag Extension Settings öffnen. Dort kann man dann nach Java Home suchen und den Wert setzen.

Dies wird technisch so umgesetzt, dass in der Datei settings.json folgende Zeile eingetragen wird:

      "sonarlint.ls.javaHome": "C:\\Program Files\\AdoptOpenJDK\\jdk-11.0.9.11-hotspot",
    

Wird eine SonarLint Regel deaktiviert, so wird dies wie folgt in der Datei settings.json gespeichert:

      "sonarlint.rules": {
        "java:S116": {
            "level": "off"
        }
      },
    

Man könnte daher ein bestehendes Set einstellen und dieses dann auf andere Instanzen von VS Codium mit Hilfe der settings.json einspielen.

Außerdem hake ich in den SonarLint Einstellungen die Checkbox Disable sending anonymous usage statistics to SonarSource. aus. Dies sieht dann in der settings.json so aus:

      "sonarlint.disableTelemetry": true,
    

vscode-advanced-open-file

Vom Editor Atom kenne ich die Erweiterung advanced-open-file, die ich hier beschrieben habe. Mit dieser Erweiterung kann man mit dem Shortcut Strg+Alt+o gleich ein Fenster öffnen, in dem man ganz einfach im aktuellen Pfad textuell navigieren kann. Hier eine kurze Übersicht der Funktionalität:

• Vom aktuellen Verzeichnis werden Dateien und Subverzeichnisse angezeigt, die interaktiv mit der Texteingabe eingeschränkt werden.
• Mit Tab-Completion werden Pfad-Werte vervollständigt und mit Enter wird das gewählte Verzeichnis betreten bzw. die gewählte Datei im Editor geöffnet.
• Gibt man den Namen einer Datei ein, die es noch nicht gibt, so wird ein leerer Editor mit diesem Namen geöffnet, und man kann die Datei abspeichern.

Die gute Nachricht ist, dass es diese Erweiterung auch für VS Codium gibt. Die schlechte Nachricht ist, dass man sie nicht einfach über die Plugin-Suche installieren kann. Daher bin ich wie folgt vorgegangen:

• Ich habe nach vscode-advanced-open-file gesucht und bin auf diese Seite gestoßen: https://marketplace.visualstudio.com/items?itemName=jit-y.vscode-advanced-open-file.
• Auf dieser Seite habe ich mir über Download Extension die Datei jit-y.vscode-advanced-open-file-0.2.2.vsix heruntergeladen.
• Dann habe ich im VS Codium im Extensions Tab (Strg+Shift+x) rechts oben auf die drei Punkte geklickt und Install from VSIX... ausgewählt.
• Danach musste ich nur mehr die heruntergeladene Datei auswählen und die Erweiterung wurde installiert.

Leider wurde die Extension aber noch nicht mit dem von mir gewohnten Shortcut Strg+Alt+o geöffnet. Daher habe ich folgendes gemacht:

• Das Menü File -> Preferences -> Keyboard Shortcuts öffnen.
• Nach Advanced suchen und es erscheint der Shortcut für diese Erweiterung.
• Auf den Stift neben den gefundenen Eintrag klicken und dann den Shortcut Strg+Alt+o eingeben und mit Enter bestätigen.

Das war's :-)

JDK auf Linux finden

Da bei mir zunächst auf Linux die Aktivierung der Erweiterung Language Support for Java by Red Hat nicht erfolgreich war, weil mir immer angezeigt wurde, dass es sich bei dem angegebenen Pfad nicht um ein gültiges JDK handelt, habe ich hier eine kurze Anleitung zum Finden des richtigen JDK-Pfads zusammengestellt.

• Zunächst ist es wichtig sich immer auf den Befehl javac zu konzentrieren und nicht auf java. Bei mir war nämlich eine Java Runtime Environment (JRE) Version 11 installiert, aber ein Java Development Kit (JDK) von Version 8. Daher gab es bei der Angabe des Pfads zum JRE bei mir die Fehlermeldung, dass es sich nicht um ein gültiges JDK handelt. Bei der Angabe des Pfads zum JDK wurde dann die Version bemängelt.
• Gibt man im Termina javac -version ein, so sollte javac 11.0.x oder höher angezeigt werden. Ansonsten muss man mit sudo apt install openjdk-11-jdk das entsprechende JDK erst installieren.
• Um den Pfad zum JDK rauszufinden, kann man im Terminal den Befehl readlink -f $(which javac) eingeben. Bei mir kam dann als Ergebnis /usr/lib/jvm/java-11-openjdk-amd64/bin/javac heraus. Daher konnte ich dann bei den Settings der Extension den Wert /usr/lib/jvm/java-11-openjdk-amd64 eingeben.