Nach über einem halben Jahr ist es endlich wieder soweit, dass es ein Wanderbericht auf
die Homepage schafft. Kurzfristig hat es sich ergeben, dass ich Zeit hatte, das
Wetter herrlich war und auch sonst niemand etwas dagegen hatte, dass ich mich einfach mal
auf den Weg von Daheim nach Maria Schutz machte.
Allerdings gab es eine zeitliche Einschränkung: Ich sollte schon um 11:15 Uhr in
Maria Schutz sein, weil dort dann mein "Taxi" nach Hause - in Form meiner Freundin und ihres Opas -
bereits beim Kirchenwirt auf mich warten
würde.
Das wiederum bedeutete für mich, dass ich ziemlich früh aufbrechen musste. Sprich um 6:30 Uhr.
Jetzt konnte ich nachfühlen, wie sich mein Arbeitskollege
Herbert Hirschler gefühlt haben muss,
als er auf dem Jakobsweg in aller Herrgottsfrühe aus der Herberge geschmissen wurde. (Das kann man
übrigens in seinem Buch
Himmel, Herrgott, Meer, Musik, ...: Der andere Jakobsweg über die Ruta del Norte
genauer nachlesen. Übrigens mir gefiel der alternative Titel "Am Marsch der Welt" irgendwie besser.
Aber wahrscheinlich darf man das nicht so als Buchtitel nehmen.)
Also war ich am Wochenende ausnahmsweise mal total früh munter und brach auf, nicht ahnend, dass
es meine letzte Wanderung mit meiner Lieblingswanderhose war, der dann ein paar Wochen darauf
leider sprichwörtlich "der Arsch aufgerissen" wurde. Und zwar so extrem, dass sie nicht mehr einsetzbar
war. Aber das ist eigentlich eine ganz andere Geschichte und hat mit der Wanderung gar nichts zu tun.
Es sagt höchstens aus, dass ich vielleicht doch öfters wandern gehen sollte.
Ich als Langschläfer war total überrascht, zu sehen, was sich um diese Uhrzeit in den Dörfern bereits
tut. Man traf schon den einen oder anderen Bekannten mit dem Hund spazieren gehen. Manche arbeiteten
schon in ihren Werkstätten und ich knipste schon mein erstes Foto von diesem komischen Berg mit dem
Sender drauf, den ich ab jetzt Sonnwendstein
nennen werde. Bevor ich mich in den Wald verabschiedete,
musste ich die freie Sicht noch schnell nutzen.
Abbildung 1: Ein erster Blick auf den Sonnwendstein beim Start der Wanderung
(Ich hab's mit maximalem optischen Zoom und dann auch mit der Auswahl eines kleinen Ausschnitts des Bildes leider nicht besser zusammengebracht. Aber
der akribische Leser meiner Wanderberichte, ist ja meine Fotos irgendwie schon gewohnt, oder?)
Im ersten Waldstück des Tages musste ich dann noch einmal ein Foto schießen, weil ich mich daran erinnerte, wie ich hier vor einigen Jahren mit meinem Vater im Herbst spazieren gegangen bin. Hier eine Gegenüberstellung der beiden Bilder. (Irgendwie sieht die Herbstimpression schöner aus.)
Abbildung 2: Der Weg einst und jetzt.
Nach dem ersten waldigen bergab, ging es eine Weile asphaltig aber relativ eben dahin, bis ich dann auf dem nächsten Waldweg wieder bergauf marschierte. Man merkt halt dass man am Beginn der Buckligen Welt zu Hause ist, denn jetzt sieht man von einem anderen Hügel auf meinen Heimathügel. Und für mich ist das vor allem bei einem solchen Wetter traumhaft schön. Man hat auch schon einen Ausblick auf den Schneeberg und die Rax.
Abbildung 3: Aussicht auf meinen Heimathügel
(Im Hintergrund der Gösing
und die hohe Wand)
Nachdem ich durch das Dorf Pucha geschnauft war, erblickte ich bald den Pyhrahof. Dort gab es putzige Mini-Ponies. (Für mich sind es halt Mini-Ponies, weil ich mir Ponies größer vorstelle.)
Abbildung 4: Ein putziges Mini-Pony am Pyhrahof
Wegen der zeitlichen Einschränkungen hatte ich leider nicht die Möglichkeit heute einzukehren. Daher gab es am Beginn des nächsten Waldwegs einen wehmütigen Blick zurück auf den Pyhrahof. (Auch die Kühe erkannten, dass ich mir schwer tat, einfach so weiterzugehen und salutierten mit einem lauten Muh-Konzert. Vielleicht waren es aber anklagende Mühe. Ich kann mich jetzt nicht mehr so genau daran erinnern.)
Abbildung 5: Der Pyhrahof am Morgen
Schaut schon toll aus, oder? (Auch wenn die Sicht mit vielen Bäumen versperrt ist.)
Es ging anschließend gleich weiter hinauf zum Eselberg, welcher mit rund 1000 Höhenmetern wohl den Gipfel meiner heutigen Wanderung darstellt. Leider kann man von der Straße über den Eselberg direkt nicht allzu beeindruckende Bilder machen.
Abbildung 6: Der weltberühmte Wegweiser am Eselberg
Auf dem Eselberg angekommen muss man dann ja auch mal wieder runter von ihm. Um nach
Maria Schutz zu kommen, geht man dann aber nur bergab, um danach gleich wieder bergauf zu gehen.
Hängebrücken gibt es leider nicht zwischen den Hügeln. Sie würden aber auch die schöne
Landschaft zerstören.
Wenn man dann also vom Eselberg wieder runter in Richtung Ramssattel bzw.
Ramswirt geht, marschiert man am großen Bier-Silo vorbei,
der zum Bauernhof des Ramswirten gehört. Ich fürchte aber, dass er nicht mit Bier gefüllt ist.
Man kann übrigens auch auf den Bier-Silo raufgehen und eine sicherlich beeindruckende Aussicht
genießen. Allerdings hab ich das noch nicht getan und der vorige Satz ist somit lediglich
Spekulation.
Abbildung 7: Der "bierige" Bier-Silo
Unten beim Ramswirten angekommen, verdrückte ich auf dem Kinderspielplatz meine Jause und es reifte ein verwegener Plan in mir. Und zwar versuchte ich die Kinderrutsche mit Rekordtempo runterzurutschen. Nein! Das war nur ein Scherz. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich das niemals trauen würde. (Höchstens am Spielplatz in Breitenstein. Da ist die Rutsche länger. Ich bin aber damals recht unangenehm abgehockt und das schmerzt dann am Allerwertesten.)
Abbildung 8: Ein Blick auf einen Teil des Ramswirten
(Vom Spielplatz aus kriegt man nicht alles drauf.)
Zurück zum verwegenen Plan: Wie ich meine Freundin kenne, würde sie sicher einen, wenn nicht sogar mehrere, Kontrollanrufe tätigen, um zu überprüfen, ob ich auch rechtzeitig in Maria Schutz ankommen würde. Und dabei habe ich mir vorgenommen, mein Vorankommen sehr pessimistisch zu schildern, um sie dann in Maria Schutz beim Kirchenwirten bereits mit einem vollen Krügerl entspannt genießend begrüßen zu können. Aber dazu später mehr, denn jetzt ging es ja wieder etwas bergauf.
Diese Steigung dauerte nicht lange und man hatte dann noch mal eine Aussicht auf den Bier-Silo, der jetzt wirklich wie ein überdimensionales Krügerl in der Landschaft aussah.
Abbildung 9: The Bier-Silo reloaded
Und man sieht auch ein bisserl das Ausmaß des Ramssattels. Ein schönes Rauf-und-Runter.
Danach machte ich mich über ein schönes Waldstück, wo es noch einmal über eine Kuppe ging, auf
nach Raach im Hochgebirge. Wenn man da "im Hochgebirge" liest,
klingt das für mich immer spektakulärer als es ist. Es ist einfach nur ein etwas höher gelegenes
Dorf. Es gibt aber keine Klippen, wo man runterfallen könnte.
Auf dem Weg dort hin, entdeckte ich für mich das erste Mal die Pfeile des Mariazell-Wegs, in
dem auch Maria Schutz als Maria út erwähnt wird. Wobei ja út das ungarische Wort für Straße ist.
Das wiederum erinnert mich an die Andrássy ut in Budapest, die wir mal entlang gewandert sind. Und
zwar vom Heldenplatz bis zum Stadtzentrum bei 0 Grad und Gegenwind. Und das erinnert mich auch
an die utcas (die Sträßchen oder Gassen), die von der abzweigten. Und Andrássy erinnert mich natürlich
an Graf Andrássy und die
Sissi-Filme.
Und so wie ich schreibe erinnert
mich das an Heinz Prüller,
einen Sport-Reporter, der
so viele Dinge wusste, dass ihn jedes aktuelle Geschehen, an irgendetwas erinnerte, worüber
er dann auch erzählte. Also genug der Erinnerungen! Hier mal das Bild, zum Wegweiser, um den es
ursprünglich ging.
Abbildung 10: Ein Wegweiser, der eine Assoziationskette auslöste
Wenn ich also über diese Wanderung schreibe, erinnere ich mich auch daran, dass ich in Raach beim Diewald Wirt vorbei ging, weil ich ja keine Zeit für eine Stopp hatte. In Raach knipste ich dann auch mal wieder den Sonnwendstein, um nachzuweisen, dass ich ihm näher gekommen bin.
Abbildung 11: Wieder ein Berg mit Sendemast
(Da muss wo ein Nest sein.)
Dann ging es direkt auf in den Nachbarort Schlagl, wo ich auch prompt am Gasthof Westermayer vorbei ging. Und in dem Moment als ich von der Bushaltestelle in den Weg hinauf zur Schanz-Kapelle einbiegen wollte, kam der schon längst erwartete Anruf meiner Freundin, der ich versuchte zu erklären, dass es doch länger dauert als erwartet, und dass ich gerade von der Rams weggehen würde. An der Kürze des Telefonats entnahm ich, dass sie enttäuscht darüber war. Also marschierte ich mit einem Lächeln auf den Lippen hinauf zur Schanz-Kapelle, wo mir aber eine kleine Hiobsbotschaft ins Haus stand.
Das letzte Stück rauf zur Schanz-Kapelle war dann doch etwas anstrengend. Fast kein schattenspendender Baum, gelegentlicher Gegenwind und die pralle Sonne auf einem sandigen Güterweg machten mir das Leben schwer. Aber schließlich schaffte ich es doch noch, und stand um 10:37 Uhr vor der Schanz-Kapelle. Das heißt, ich hatte noch 38 Minuten Zeit um noch rechtzeitig nach Maria Schutz zu kommen, die Kirche zu fotografieren, zum Kirchenwirt zu schlendern, um mir dort ein Bier zu bestellen, um dann meine Freundin lässig fragen zu können: "Wo bleibst Du denn so lange?" Das Problem: Der Wegweiser nach Maria Schutz zeigte mir an, dass ich Eineinviertel Stunden, also 40 Minuten länger brauchen würde.
Abbildung 12: Die Schanz-Kapelle mit einem garstigen Wegweiser
Da musste ich mich mal kurz setzen und einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen. (Das mit
dem Wasser brauchte ich wohl eher wegen dem heißen Schlussstück vor der Schanz-Kapelle.
Aber egal!) Mit einer Mischung aus Verzweiflung und der Einstellung "Ich lass mir von einem
Wegweiser nicht sagen, wie lange ich brauche!", ging es dann bergab. Leider kann ich nicht
allzu schnell steile Wege hinunter gehen, aber ich war bemüht. Und ich wusste, wenn der
erste Teil, der relativ steil und mit rollenden Steinen übersät war, geschafft war, dann
würde es auf gemütlichen Güterwegen dahin gehen.
Da ich immer den Weg nahm, der am meisten bergab ging, kam ich leider zu früh auf
die Straße und musste jetzt wieder ein gutes Stück dort bergauf nach Maria Schutz gehen.
Aber das war auch wieder für etwas gut, weil ich so einen wundervollen Ausblick auf den
Schneeberg hatte und ...
Abbildung 13: Ein herrlicher Ausblick auf den Schneeberg.
Davor sieht man den
Kreuzberg und die "Bresl-Bruckn".
... meinen Fast-Nachbarn traf, der mir auf
dem Fahrrad entgegen kam. Zunächst wollte ich nur kurz mit ihm sprechen, weil ich dachte
ich bin total spät dran, doch dann sah ich auf die Uhr und ich war 5 Minuten vor der Zeit.
Also plauderten wir ein wenig und er erzählte mir, dass er mit dem Rad von daheim über den
Sonnwendstein und aufs Liechtensteinhaus
am Hirschenkogel hinauf gefahren war. Dort ist er
dann die Radstrecke runter nach Maria Schutz und er suchte gerade einen interessanten
Mountainbike Weg nach Schlagl rauf. Ich kannte aber auch nur den Weg über die Schanz-Kapelle,
den er dann auch nahm.
Als ich es dann nach Maria Schutz schaffte knipste ich noch schnell die Kirche und
wollte dann schon zum Kirchenwirt rüber sprinten. (Ich war leider schon 5 Minuten zu spät.)
Doch da schrie mir Verena und ihr Opa schon von der Parkbank gegenüber und mein verwegener
Plan war somit gescheitert. Das minderte aber keineswegs die Wiedersehensfreude und den Spaß, den ich
beim Marschieren hatte.
Abbildung 14: Das obligatorische Bild von der Kirche von Maria Schutz
Und auch der Beweis meiner 5-minütigen Verspätung!
Mir hat es wie immer gefallen. Und ich hoffe, dass ich diese Wanderung wieder einmal in Angriff nehmen kann.
Vielleicht wenn etwas mehr Zeit ist, weil dann könnte man den einen oder anderen Zwischenstopp einlegen.
Noch eine kurze Aufstellung der Zeitnehmung: